Als ich mich mit Judit Just unterhalten habe, musste auch ein bisschen an meine eigene Kindheit denken. Wir hatten immer eine riesige Kiste mit Stoffresten, aus denen Puppenkleider oder Dinge zum Verkleiden genäht, Collagen gebastelt oder einfach nur mit bunten Fetzen gespielt wurde.

Auch Judit hat schon als kleines Kind mit Textil gebastelt und genäht, ganz wie ihre Mutter. Wenn sie dabei neben ihr saß, entstanden kleine Kleidchen oder auch ihr erster geknüpfter Wandbehang. Von ihr lernte sie die Macht zu nutzen, die die eigenen Hände haben können, um damit Kreatives zu erschaffen, eigene Ideen umzusetzen und mit nur ein paar Materialien eine kleines Kunstwerk zu kreieren.

Aufgewachsen in Barcelona, studierte sie dort Modedesign, jedoch mit einer stetigen Abneigung gegen das Fach. Denn das Entwerfen ist nicht gleich dem Kreieren und am Ende des Tages hatte sie einfach immer das Bedürfnis irgendwie ihre Hände zu benutzen. Ganz zum Leidwesen ihrer Professoren, denn Judit wollte sich nie mit dem theoretischen Konzept zufrieden geben, sondern immer gleich alles auch umsetzen. Als ihre Mutter ganz plötzlich starb, schmiss sie das Studium hin und begab sich auf die Suche nach einer Aufgabe, die sie ablenken sollte. Sie bekann mit Bildhauerei und zog in ein kleines Industriestädtchen in der Nähe von Barcelona. Trotz der Faszination für Keramik, Ton, Stein und Holz und der dreidimensionalen Arbeit, lockten irgendwann doch wieder Stoffe, Garne und Textilien.

Zurück an Mamas Nähmaschine war dann doch ganz plötzlich klar – der Weg führt zurück nach Barcelona. Dort studierte sie schließlich noch für drei weitere Jahre Textilkunst und lernte, was man aus Fäden alles machen kann, über Stickerei und das Weben. Die versteckte Leidenschaft wurde letztendlich also doch noch an die Oberfläche gebracht.