Lust auf Laube - Findet euer eigenes Schrebergarten-Paradies
18/04/2018 von Berit
Bevor wir uns auf die Wohnung in der Stadt festgelegt und damit gegen ein Leben im Grünen entschieden haben, lief mein Hirn auf Hochtouren. Wo will ich eigentlich meine Kinder großziehen, was will ich beim Blick aus dem Fenster sehen und auf welche Annehmlichkeiten möchte ich auf keinen Fall verzichten? Schnell wird klar, dass man die eierlegende Wollmilchsau entweder nicht findet oder sich nicht leisten kann. Ein eigenes Häuschen mitten im Kiez und trotzdem beschaulich ruhig gelegen, urban, aber natürlich mit großem Garten. Auch jetzt, wo die Entscheidung für die kommenden Jahren getroffen ist, wälze ich noch Gedanken hin und her und habe Angst, mich falsch entschieden zu haben. Aber ich komme vom Land und bin irgendwann mal in die Stadt gezogen, um in der Stadt zu sein. Deshalb bleibe ich auch vorerst hier, bis sich meine Bedürfnisse soweit geändert haben, dass ich sie auch unmissverständliche benennen kann.
Natürlich bin ich nicht die Einzige mit diesem Kopfkino und deshalb ist der Mittelweg auch manchmal gar nicht so schwer zu finden, wie man denkt. Denn nicht ohne Grund erleben Kleingartenkolonien, Lauben und Wochenendrefugien am Stadtrand oder auf dem Land ein Revival bei einer ganz neuen Zielgruppe. Wir reden hier nicht mehr von spießigen Gartenzwergsammlern, sondern davon, dass mittlerweile in den Großstädten jede zweite Parzelle an Familien mit kleinen Kindern übergeben wird.
Schrebergärtnern ist längst Trend geworden. Auch in meiner Vorstellung wäre das die perfekte Lösung für uns. Leider sind die Wartelisten immens lang und die Wahrscheinlichkeit ziemlich klein, dass man sein grünes Paradies so schnell findet. Deshalb frage ich nach ein paar Tipps bei einem alten Haasen, der in Hamburg schon seit ein paar Jahren diesen Traum lebt. Sylvia Doria liebt es zu gärtnern und verbringt mit ihrer Familie die meiste Zeit des Sommers in ihrem Traumgarten. Zusammen mit Caroline Lahusen hat sie gerade ein Buch zusammengestellt mit tollen Porträts, Inspirationen und Tipps für ein Leben zwischen Stadt und Land. LUST AUF LAUBE bringt die unterschiedlichen Konzepte zusammen und zeigt mir umso deutlicher, dass ich mich schleunigst auf die Suche nach meiner eigenen Stadt-Oase machen sollte.
Stadt oder Land? Man muss sich eigentlich nicht entscheiden, denn es gibt auch das Dazwischen. Ausgepowerte Städter, ob mit Kind oder ohne, zieht es in kleine, grüne Oasen in zentraler Lage. Spätestens nachdem man euer tolles Buch durchstöbert hat, will man genau das auch haben. Die "Aussteiger" und ihre Welten, die ihr porträtiert, sind wirklich alle extrem unterschiedlich.
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„M an sollte wirklich Lust auf´s Gärtnern haben, denn so ein Schrebergarten bedeutet auf jeden Fall jede Menge Arbeit. “ Sylvia Doria - Autorin |
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Diese Frage steht am Anfang: Welcher Kleingartentyp bin ich? Welche Fragen sollte ich mir vorab stellen, um das richtige Konzept für mich zu finden? Welche unterschiedlichen Typen von Anlagen gibt es?
Es gibt die klassischen Schrebergartenvereine, in denen man eine Parzelle pachtet. Alles andere sind dann Ferienhäuser oder wie im Osten, sogenannte Datschen, die früher auch schon als Ferienhäuser genutzt wurden und gekauft werden können.
Die Regeln gestalten sich unterschiedlich, die klassischen Schrebergärten haben gemein, dass man dort nicht wohnen darf (gelegentliches Übernachten ist aber erlaubt) und die Laube nicht so eingerichtet sein darf, dass man dort wohnen könnte (Wasseranschluss innen oder Spültoiletten u.ä. sind dort nicht erlaubt). Das Bundeskleingartengesetz hat gesetzliche Vorgaben, was im Garten zu beachten ist. Allerdings halten das die einzelnen Vereine unterschiedlich -manche sehen die Heckenhöhe oder die Dritte-Aufteilung in Gemüsebeete, Blumen und Rasen nicht so eng wie andere und im Gegensatz zu früher gibt es auch einen immer stärker werdenden Trend zum ökologischen Gärtnern. Wie streng es vor Ort zugeht, sieht man den Kolonien meistens schnell an.
Wenn man sich entscheidet, einen Kleingarten zu pachten, sollte man am besten vorher durch unterschiedliche Kolonien spazieren. Man bekommt dann schon ein Gefühl dafür, wo es einem am besten gefällt und wo man sich wie verwirklichen kann. ich empfehle einen Verein, der gut mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist. Dann lohnt es sich auch, einfach mal für 1-2 Stunden hin zu fahren. Das hilft, wenn man noch mal schnell Rasen mähen oder ein paar Äpfel ernten möchte. Die meisten Kleingärten sind ja eh in der Stadt.
Und ganz wichtig: Man sollte wirklich Lust auf´s Gärtnern haben! Einen Schrebergarten zu pachten bedeutet tatsächlich auch Arbeit und Verantwortung und die Integration in eine Gemeinschaft (was aber tatsächlich gar nicht so schlimm ist wie viele denken). Wie man dann sein eigenes Gartenkonzept dann gestaltet, ergibt sich von selbst.
Gibt es Tricks oder schlaue Vorgehensweisen, wie man schneller erfolgreich einen freien Garten findet oder seine Chance auf einen Zuschlag erhöht?
Eigentlich sind die Vorstände streng dazu angehalten, nach der Bewerberliste vorzugehen. Ob sie das immer tun, weiß ich nicht. Es schadet auf jeden Fall nicht, wenn man sein Interesse am Gärtnern deutlich zeigt und auch keine Scheu davor hat, sich im Verein zu engagieren. Das wird im Allgemeinen sehr gern gesehen und hilft auch dabei, sich zu integrieren. Handwerkliche Fähigkeiten sind gefragt. Oder auch die Bereitschaft, ein Vereinsamt zu übernehmen.
Und noch ein Geheimtipp am Rande: In fast jeder Kolonie gibt es verwilderte Parzellen, die schon langer verwaist sind. Beispielsweise wegen des ungünstig geschnittenen Grundstücks, der verfallenen Laube oder wuchernden Dornen. Wer harte Arbeit nicht scheut oder vielleicht auch etwas mehr Geld in die Hand nehmen kann, darf dann sofort starten.
Welches Projekt, bzw. welche Anlage hat euch bei der Recherche zu eurem Buch am meisten beeindruckt und warum?
Mich persönlich fasziniert Köpifornia: Ein Gartenhaus direkt am Wasser und dazu noch mit der Möglichkeit Boot zu fahren, würde ich auch traumhaft finden. Köpifornia ist eine klassische Datsche - sie gehört Moritz und Miriam. Ein Gartenhaus auf einem eigenem Grundstück nicht zu weit weg von der Stadt - das ist tatsächlich etwas ganz Besonderes!
Lust auf Laube: Die neue Schrebergarten-Kultur
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Bildnachweis:
Teaser und Bild 1 - Sonja Tobias
Bild 2 - Holger Talinski
Bild 3 Collage ol - Holger Talinski
Bild 4 Collage or - Sonja Tobias
Bild 5 Collage ur - Sonja Tobias
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